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Kommunikative KI (ComAI) Die Automatisierung der gesellschaftlichen Kommunikation

„Zwischen Macht und Natur: Provokative Überlegungen für eine ökopolitische Ökonomie von KI“

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Prof. Dr. Benedetta Brevini (NYU, USA & University of Sydney, Australien)

Abstract

Trotz der zunehmenden Besorgnis über die von IKT-Systemen verursachten Umweltschäden (Ferreboeuf, 2019) wird künstliche Intelligenz (KI) grundsätzlich als Schlüsseltechnologie zur Lösung der Herausforderungen unserer Zeit gepriesen. Dies umfasst auch die Klimakrise, deren Bewältigung eines der Ziele nachhaltiger Entwicklung ist (Saetra, 2022). Angesichts dieses KI-Hypes werden häufig die erheblichen Umweltauswirkungen übersehen, die sich aus der steigenden Nachfrage nach KI-Tools ergeben (Brevini, 2020a; Dobbe, 2022). Inmitten des Medienrummels um die Popularität von KI-Modellen haben führende Marktakteure (Brevini, 2020b) wie Microsoft, OpenAI und Google einerseits und verschiedene internationale Institutionen (OECD, 2022; Europäische Kommission, 2022) andererseits endlich die erheblichen Umweltkosten anerkannt, die mit der Deckung der steigenden Nachfrage nach KI-Tools verbunden sind. Zu diesen Kosten gehören ein beispielloser Bedarf an seltenen Metallen (Europäische Kommission, 2022), ein massiver Energieaufwand (Brodie, 2023) und eine noch nie dagewesene Auswirkung auf den Wasserverbrauch (George et al., 2023). Der jüngste Umweltbericht von Microsoft für das Jahr 2022 nach der Einführung der generativen Open AI-Dienste zeigt einen signifikanten Anstieg des weltweiten Wasserverbrauchs um 34 % zwischen 2021 und 2022 auf fast 1,7 Milliarden Gallonen (Microsoft, 2022).
Überraschenderweise gibt es trotz einer Fülle von Belegen (Brevini, 2021) keinen allgemein anerkannten konzeptionellen Rahmen oder standardisierte Leitlinien für das Verständnis der komplexen ökologischen Auswirkungen von KI. Die weit verbreitete Einführung und der wahrgenommene Nutzen von KI sowie die deutliche Trennung zwischen den Forschungsbereichen tragen zu einer fragmentierten akademischen Landschaft bei. In verschiedenen Beiträgen habe ich die Entwicklung einer „ökopolitischen Ökonomie von KI“ (Brevini, 2021; 2022; 2024) gefordert, um die komplexen Elemente zu verstehen, die bei der Bewertung der Umweltschäden der KI eine Rolle spielen. Dieser Ansatz beinhaltet die Untersuchung dreier entscheidender Segmente der globalen extraktiven Produktions- und Lieferkette von KI, um deren Umweltkosten zu ermitteln: a) Bergbau und Ressourcengewinnung; b) Verbrauch, Energieverbrauch und CO2-Fußabdruck; c) digitaler Abfall. In diesem Vortrag gehe ich näher auf meine Ideen ein und präsentiere eine nuancierte Ausarbeitung dieses Ansatzes. Durch die Integration von Theorien aus den Bereichen Medien- und Kommunikationswissenschaft, Geographie, Informatik und Ingenieurswesen mit indigenen Konzepten und Paradigmen der Umweltgerechtigkeit bietet die ökopolitische Ökonomie von KI die notwendigen Instrumente, um die Klimakrise an die Spitze der Technologie- und KI-Entwicklung zu stellen.

Bio

Benedetta Brevini ist Gastprofessorin an der New York University, Institute of Public Knowledge, und außerordentliche Professorin für Political Economy of Communication an der University of Sydney, Australien. Vor ihrer wissenschaftlichen Karriere arbeitete sie als Journalistin in Mailand, New York und London für CNBC, RAI und den Guardian. Sie ist Autorin mehrerer Bücher, darunter Is AI good for the Planet (2022), Amazon: Understanding a Global Communication Giant (2020), Public Service Broadcasting online (2013) und Herausgeberin von Beyond Wikileaks (2013), Carbon Capitalism and Communication: Confronting Climate Crisis (2017), Climate Change and the Media (2018). Derzeit arbeitet sie an einem neuen Band für Polity mit dem Titel Communication systems, Technology and the climate emergency.

Gefördert durch DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)FWF Österreichischer Wissenschaftsfonds

Fragen beantwortet:

Prof. Dr. Andreas Hepp
ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung
Universität Bremen
Tel: +49 421 218-67620
Sekretariat (Frau Schmidt): +49 421 218-67606
E-Mail: andreas.hepp@uni-bremen.de

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