KI, Bildung und Macht
Prof. Dr. Jeremy Knox (University of Oxford & University of Edinburgh)
- Datum: 17. December 2024
- Uhrzeit: 18:30
- Strasse: Schnoor 27
- Ort: Bremer Presse-Club
Abstract
Ähnlich wie frühere Bildungstechnologien werden auch die jüngsten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) in der Regel unter dem Gesichtspunkt diskutiert, ob sie das Lernen verbessern oder den Bildungsprozess effizienter gestalten können. Diesem vorherrschenden Diskurs werden zwar manchmal Bedenken hinsichtlich der potenziellen Beeinträchtigung „humanistischer“ Vorstellungen vom Lernen entgegengesetzt, doch werden allgemeine Debatten häufig durch einen Gegensatz zwischen „Nutzen und Nachteilen“ behindert. Die Diskussion über den Einsatz von Large Language Models (LLMs) in der Bildung beispielsweise scheint oft zwischen Vorhersagen über große Veränderungen in der Wissensproduktion und Bedenken über Betrug bei Bewertungen zu schwanken.
In diesem Vortrag wird vorgeschlagen, dass ein umfassenderes Verständnis der Auswirkungen von KI auf die Bildung durch eine Analyse der Macht entwickelt werden könnte, anstatt sich wie üblich auf die mögliche Verbesserung oder Beeinträchtigung des Lernens zu konzentrieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Art und Weise, wie KI-Systeme zunehmend Daten produzieren, sammeln und organisieren, und stützt sich dabei auf die Diskussion von Isin und Ruppert (2020) über vier sich überschneidende Formen moderner Macht – souveräne, disziplinarische, regulatorische und sensorische Macht. Auf diese Weise kann KI nicht als ein Machtinstrument oder ein „Werkzeug“ verstanden werden, mit dem bessere oder schlechtere Bildungsergebnisse ermittelt werden können, sondern vielmehr als eine Technologie, durch die Macht Wirkungen erzeugt. Der Einsatz von KI in der Bildung soll sowohl historische Formen der Regierungsführung durch Bildung konsolidieren als auch neue Formen der Macht in einer Ära der Datafizierung schaffen. Der Widerstand gegen eine solche Macht wird durch eine Rückkehr zu pädagogischen Konzepten der Subversion und Intransparenz angeregt.
Bio
Jeremy Knox ist außerordentlicher Professor für digitale Bildung am Department of Education der Universität Oxford und Official Fellow des Kellogg College. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Beziehungen zwischen Bildung, datengesteuerten Technologien und der Gesellschaft im weiteren Sinne, und er hat Projekte geleitet, die vom ESRC und dem British Council im Vereinigten Königreich finanziert wurden. Jeremy war zuvor Co-Direktor des Centre for Research in Digital Education an der University of Edinburgh und ist derzeit Co-Vorsitzender der Society for Research in Higher Education Digital University Network. Zu seinen Veröffentlichungen zählen AI and Education in China (2023), Data Justice and the Right to the City (2022), The Manifesto for Teaching Online (2020), Artificial Intelligence and Inclusive Education (2019) und Posthumanism and the Massive Open Online Course (2016).
30. Oktober 2024Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Andreas Hepp
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